Mit Call of Juarez: The Cartelzeigt Entwickler Techland, wie man einer hochwertigen Serie das Herz herausreißt und es den Fans noch zuckend vor die Nase hält. Dass die Macher das Konzept der Vorgänger komplett über den Haufen schmeißen und den Spieler vom Wilden Westen ins Hier und Jetzt zerren, ist zwar unverständlich, aber irgendwie noch verkraftbar. Doch der Ego-Shooter ignoriert obendrein noch nahezu jede Regel moderner Spielentwicklung und belästigt uns mit einer Story sowie einer deutsche Synchronisation, die ein wenig an Grundschultheater erinnert. Der Todesstoß für Call of Juarez.
Call of Juarez: The Cartel ist nicht nur an Steam gebunden, sondern auch an den Ubisoft Game Launcher. Um The Cartel spielen zu können, benötigen Sie also eine Internet-Verbindung.
Peinlich, peinlich
Um ein Drogenkartell auszulöschen, stellt die US-Regierung einen Spezialtrupp aus LAPD, Drogenfahndung und FBI zusammen. Das könnte klischeehafter nicht sein: Da ist der harte Kerl, dessen Narben von seinen zig Beinahe-Tod-Erfahrungen erzählen, da ist der Möchtegern-Gangster, der sich genauso verhält wie die Leute, die er im Auftrag der Regierung umlegt, und dann ist da auch noch die heiße, kleine Ghettobraut, die früher einmal Gang-Mitglied war und sich jetzt auf die Seite der Guten geschlagen hat. Das soll wohl cool rüberkommen, wirkt aber die meiste Zeit nur peinlich bemüht.
Wenn wir eine bestimmte Menge Gegner aufs Parkett geschickt haben, können wir für ein paar Sekunden die Zeitlupe aktivieren und Feinde ohne Stress nach und nach umpusten. Dabei färbt sich der Bildschirm leicht rötlich.
So richtig korrekt verhält sich trotz Dienst für die Regierung keiner im Team: Egal, ob wir die Kampagne mit Ben McCall, Eddie Guerra oder Kim Evans spielen – herumliegende Geldbeutel und Handys verschwinden in den großen Seitentaschen, um das eigene Taschengeld aufzubessern. Alle drei sind eher von der windigen Fraktion, alle drei haben irgendwie Dreck am Stecken. Aber wo und wieso bleibt egal, die Hauptfiguren bleiben uninteressant eindimensional.
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Welle auf Welle auf Welle …
In The Cartel dürfen wir aus drei möglichen Charakteren unseren favoriten wählen. Die beiden anderen Teammitglieder werden dann von der KI oder von anderen Spielern (Koop) übernommen.
Die dünne Geschichte des Spiels, die mit einigen hanebüchenen Wendungen aufwartet, ist sozusagen eine Klammer, die die einzelnen Missionen zusammenhält. Die haben aber in der Regel nicht sonderlich viel gemein, außer dass wir stets unzählige Gangster umlegen müssen. Für die 15 Missionen sind wir an Schauplätzen von Los Angeles bis Juarez an der mexikanischen Grenze unterwegs. Meist erreicht uns ein Anruf, in dem wir erfahren, was wir zu tun haben. Mal geht es darum, ein Dutzend Mädchen aus den Fängen des Kartells zu befreien, dann darum, ein Drogenlager zu finden. Herausfordernd ist das eigentlich nie, denn erstens machen die Entwickler keinen Gebrauch von der offenen Welt (verlässt man das Einsatzgebiet, darf man vom letzten Speicherpunkt neu starten), und zweitens wird beinahe jeder Schritt von einem Wegpunkt vorgegeben.
Was bleibt, sind die Schießereien zwischen den Richtungsweisern: Wie in den Vorgängern verschanzen wir uns hinter Säulen, Kisten und anderen Objekten, um aus der Deckung auf die Gangster zu feuern. Ist eine Gangsterwelle niedergeschlagen, folgt meist auch schon die nächste. Man kann nicht behaupten, dass die Schießereien von Grund auf schlecht und völlig spaßfrei sind – wenn wir allerdings innerhalb einer Mission kaum anderes zu tun haben, als die immer gleichen Klon-Gegner abzuknallen, geht der Spielspaß schnell flöten.
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